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Natural Leadership – was bedeutet das?

… natürliche Führung.

Wer hätte das nicht gern? Sich sicher fühlen, gesehen und wertgeschätzt werden, dazuzugehören, wissen wo es hingeht, sich einbringen können, …

Der das alles geben kann, dem schließen wir uns gern an. Das ist ein Natural Leader.

Doch was bedeutet “natürlich”? Für mich heißt das:

  • Es kommt in der Natur vor. Es ist einfach da, sofern es gelassen und nicht unterdrückt wird. Man könnte sagen, es ist “von Gott gegeben”. Es ist so selbstverständlich, dass es möglicherweise übersehen wird.
  • Natürlichkeit ist Schönheit in der Einfachheit – einfach schön oder auch schön einfach.
    Es wohnt ihm etwas Ästhetisches und Künstlerisches inne. Es ist schön anzusehen.
  • Natürlich bedeutet auch aus sich selbst heraus ohne (zusätzlichen) Aufwand. Es geht um strahlen statt glänzen.

Und Leadership (=Führung)… was steckt in diesem Begriff drin?

  • Führung übernehmen, in Führung gehen und Führung geben, sind Aktivitäten durch den/die Führende(n). D.h. der Führende muss führen wollen und es auch tun.
    Insbesondere in der Formulierung “Führung geben” steckt das Sinnbild, Führung als Geschenk bzw. Dienst am anderen zu verstehen.
  • Das Pendant zur Führung ist Folgen. Das Folgen findet auf verschiedenen Ebenen statt “physisch”, “geistig, “emotional“ und “seelisch”. (nach Bernd Osterhammel *1). Das ehrliche Folgen (also auf allen vier Ebenen) ist ein freiwilliger Entschluss durch den Geführten, das kann nicht erzwungen werden. Die Geführten lassen sich führen und schenken damit Vertrauen. Die Führung, die gegeben wird, anzunehmen, ist der aktive Anteil des Geführten.
  • Führung heißt in erster Linie Sicherheit geben. Es geht dabei um die Erfüllung der Grundbedürfnisse der Geführten.
  • Um Sicherheit geben zu können, braucht der Führende innere Stärke. Er strahlt Ruhe aus, kennt das Ziel (im Sinne der Erfüllung der Grundbedürfnisse) und führt planvoll darauf hin. Er hat klare Werte und schafft darauf basierende Regeln und Prinzipien, deren Einhaltung er konsequent einfordert. Damit gibt er einen Rahmen und zeigt unmissverständlich auf, was die Bedingungen für die Zugehörigkeit sind.
  • Ein Führender kennt und beachtet die Bedürfnisse seine Geführten, er spricht deren Sprache, fördert und fordert sie. Er lässt den Geführten Freiheiten, gibt Entscheidungsspielräume und forciert die Übernahme von Eigenverantwortung.
  • Das eigene Ego rückt in den Hintergrund.
    Machtdemonstration und Selbstdarstellung braucht es im Kontext von Natural Leadership nicht.
    Ein Führender braucht andere nicht unterdrücken oder abwerten, um sich besser zu fühlen. Die Sache ist im wichtiger als sein Ego.

Bringt man nun beide Begriffe zusammen, ergibt sich für mich, das Natural Leadership heißt, Führung wieder einfach zu machen, im Sinne von Reduktion auf das Natürliche. Wir Menschen sind soziale Wesen, das “Führen und Folgen” steckt in unseren Genen. Es geht darum, Körpersprache, Emotionen und Intuition wieder zu zulassen und zu nutzen, damit Gutes zu bewirken und Leichtigkeit zu erlangen.

Natural Leadership suggeriert Einfachheit und ja, das ist das angestrebte Ziel.
Doch alles ist schwer, bevor es einfach wird.

Bevor man andere gut führen kann,

  • muss man sich selber führen können. Sich selber kennen, sich seiner Werte bewusst sein, wissen wofür man steht, was man will, was seine persönlichen Baustellen und seelischen Verletzungen sind (wie Anselm Grün *2 es ausdrückt).
  • muss man wissen, wie Menschen ticken. Was sind deren Grundbedürfnisse, wie drücken sie sich aus. Wie kann man gut mit ihnen kommunizieren.
  • braucht es ein hohes Maß an Achtsamkeit, gegenüber sich selbst und gegenüber anderen. Kann ich wahrnehmen, wie es mir und dem anderen gerade geht, kann ich zwischen Wahrnehmung und meiner Interpretation unterscheiden, kann ich zwischen meinen Emotionen und denen des anderen differenzieren (Stichwort Spiegelneuronen)

Es ist ein anstrengender und dabei sehr erkenntnisreicher Weg, die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit lässt einen wachsen. Industrie und Wissenschaft haben Führung zu etwas Mechanischem werden lassen. Oft wird Führung mit Management gleichgesetzt, was einer Verwaltung gleichkommt. Diese Glaubenssätze müssen nun mühsam abgetragen werden. Es geht um ein Rückbesinnen auf unsere ursprüngliche, natürliche Basis und die natürlichen Zusammenhänge.

Um Führungskompetenzen schneller zu erlangen, ist die Begleitung durch einen Mentor/Coach sehr hilfreich. Pferde können da einen wertvollen Beitrag leisten. Sie haben den störenden Mantel aus Glaubenssätzen und erlernten Verhalten nicht, sie praktizieren natürliche Führung (und Gefolgschaft). Sie sind achtsam, leben im Hier-und-Jetzt und reagieren auf feinste Signale, die wir Menschen oft weder sehen noch bewusst aussenden. Menschen können damit Feedback zu ihrer Einstellung und Wirkung auf andere erhalten.

Aus diesem Grund ist pferdegestütztes Coaching insbesondere für Menschen die Führung übernehmen, ob in organisatorischer, methodischer oder fachlicher Hinsicht, so interessant.

Quellen:

*1 Bernd Osterhammel “Pferdeflüstern für Manager – Mitarbeiterführung tierisch einfach.”
*2 Anselm Grün “Menschen führen – Leben wecken”

Geschafft: Systemischer Organisationscoach

Ich: „Ich bin systemischer Organisationscoach.“
Susan: „Jawoll, das bist du.“
mit diesem Wortwechsel überreichte mir Susan Kindler (von Kindler Coaching) mein Zertifikat. 😊

Begleitet von 12 wunderbaren Mitstreitern und tollen Trainern (Susan Kindler, Katharina ReischJoana Prather und Juliane Kluge) trat ich vor 1,5 Jahren die Reise zum systemischen Organisationscoach an.
12 Module später habe ich unheimlich viel gelernt über Systemik, über Coaching, wie Menschen denken und ticken, wie sich Gruppen verhalten und welche Komplexität in Organisationen steckt.

Diese Ausbildung ist ein weiterer, wichtiger Baustein für meine Idee, pferdegestütztes Coaching für Führungskräfte anzubieten.

Natural Leadership kann nun wirklich starten.

Mein Weg

Führung und Pferde – was soll da der Zusammenhang sein?

Die Erkenntnis, dass es da einen gibt, kam mir im Sommer 2018. Mein Mann und ich waren (mit den Kindern) auf Sardinien im Urlaub. Wir sind beide Führungskräfte in IT-Unternehmen und sinnieren gern über Führungskompetenzen und tauschen uns in kollegialer Beratung zu erlebten Situationen in unserem Berufsalltag aus.
Wir sitzen also auf unseren Liegestühlen am Pool und finden eine Situation nach der anderen, wo es im Arbeitsalltag Kompetenzen braucht, die ich ebenso bei den Pferden brauche bzw. dort gelernt habe.

Doch was führte zu dieser Episode auf Sardinien?

Ich habe Informatik studiert und arbeite seit 2003 in IT-Unternehmen. Begonnen habe ich als Software-Entwickler, habe dann die Projektleitung sowie die technische Leitung von Softwareprojekten übernommen. Seit 2006 hatte ich auch Führungsverantwortung. Erst für ein 4-Mann-Team quasi nebenberuflich und inzwischen für mehr als 25 Mitarbeiter in Vollzeit. Ich habe dabei für Startups, Mittelständler und auch Konzerne gearbeitet, kenne also die unterschiedlichen Welten.

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich an etliche Weiterbildungen zu Führung, Projektmanagement, agilem Vorgehen, Kommunikation, Vertrieb und Verhandlung teilnehmen dürfen. Ich war auch einige Jahre Certified Project Manager (IPMA® Level C) der GPM (Gesellschaft für Projektmanagement).

Seit 1991 sind Pferde meine Lehrer. (Die Erkenntnis, dass sie das sind, kam mir aber erst viele Jahre später. 😉 )
Ich habe Reiten in einem Reitverein gelernt, parallel dazu hatte ich etliche Pflegepferde, darunter auch junge, rohe. Als Jugendliche machte ich mir wenig Gedanken. Mit Intuition, Naivität und Glück habe ich die Pferde ausgebildet. Immer wieder kam ich in Situationen, wo ich umdenken oder meinen Ehrgeiz zurücknehmen musste. Ich lernte aber auch Stärke, Durchsetzungsvermögen und Ausdauer.
Einen neuen und wesentlich besseren Zugang zu den Pferden erhielt ich 2014, als ich das erste Mal mit Natural Horsemanship in Kontakt kam. Saskia Eubling vermittelte mir eine neue Art der Kommunikation mit den Pferden. Fokus, Energie, Zentriertheit und Achtsamkeit kannte ich bisher nur im Kontext von Meditations- und Achtsamkeitstraining und von meinen Kampfsport-Erfahrungen zur Uni-Zeit. In Kombination mit der natürlichen Pferdesprache eröffnete es mir eine neue ungeahnte Welt.

Nicht zuletzt haben mich auch meine Kinder gefordert und gefördert und mir oft den Spiegel vorgehalten. Sie sind inzwischen 16 und 13 Jahre alt.

Ach, ich hab ja gar nicht erwähnt wie ich heiße… mein Name ist Cathleen Schwarze. 🙂

Meine Überzeugung

Für die Arbeit mit Menschen braucht es eine positive Grundeinstellung und Überzeugungen, die zum einen die Dinge nehmen wie sie sind und zum anderen das Gute im Menschen sehen.

Ich vertrete die folgenden Glaubenssätze:

  • Jeder ist okay so, wie er ist.
  • Jeder kann sich verändern, wenn er es wirklich will.
  • Jeder handelt in der Situation, in der er sich befindet, aus seiner Perspektive sinnvoll und richtig.
  • Es gibt nicht DIE eine Wahrheit. Jeder hat seine Perspektive auf eine Situation/Sache. Durch unsere Filter und unterschiedlichen Erfahrungen nehmen wir unterschiedlich wahr und bewerten und handeln unterschiedlich.

Meine Motivation

Im Februar 2019 las ich das sehr inspirierende Buch „The Big Five for Life: Was wirklich zählt im Leben“ von John Strelecky.
Das Buch gibt unter anderem Anregungen, sich über seinen Zweck der Existenz Gedanken zu machen. Warum ist man auf dieser Welt? Und was sind die 5 wichtigsten Lebensziele? Was will man am Ende seines Lebens erreicht haben?

Und genau diese Fragen habe ich mir im Februar 2019 beantwortet. Es war ganz und gar nicht einfach zu extrahieren, was mich wirklich umtreibt. Was motiviert mich? Was macht mir Spaß?

Als Zweck der Existenz hat sich für mich das Folgende herauskristallisiert:
„Mit positiver Energie Projekte / Menschen / Tiere wachsen lassen.“

Es macht mir Spaß, Projekte zum Erfolg zu bringen. Genauso freue ich mich, wenn Menschen sich weiterentwickeln und ich sie auf diesem Weg begleiten und unterstützen kann. Und nicht zuletzt liebe ich es Pferde auszubilden und zu sehen, wie die Kommunikation immer feiner wird.
Das alles geht nur mit positiver Energie, die ihren Ursprung in Gelassenheit, Optimismus, Fokus, Empathie und Achtsamkeit hat. Werte, die mir unter anderen sehr wichtig sind.

Außerdem stellte ich mir die Frage, was meine fünf großen Lebensziele sind. Am Ende standen die folgenden auf meiner Liste:

  1. Menschen inspirieren und sie damit weiterentwickeln.
  2. Mein Eigener Chef sein – ein eigenes Unternehmen gründen/aufbauen
  3. Ein Instrument gut spielen können.
  4. Die Natur aktiv genießen – beim Wandern, Reiten, Gärtnern, Ski-Fahren … oder auch bei Mehrtagestouren mit Pferd oder Hundeschlitten
  5. Jede Chance nutzen mich Selbst zu verbessern / weiterzuentwickeln – mental und körperlich.

Als ich das dann schwarz auf weiß vor mir sah, war es für mich relativ deutlich, was ich zukünftig tun wollte: Menschen weiterentwickeln in der Natur (also z.B. mit Pferden) und das auf selbstständiger Basis. Zusammen mit den Überlegungen vom Sommer 2018 (siehe Mein Weg) nahm die Idee von „Natural Leadership – pferdegestütztes Coaching“ immer mehr Gestalt an.

Es gibt mir unheimlich viel, anderen weiterzuhelfen, sie auf neue Ideen zu bringen, sie weiterzubringen und sie mit meinem Wissen zu unterstützen. Dabei koppele ich meine Erfahrungen aus dem Führungs- und Businessalltag mit denen, die ich im Umgang mit Pferden gemacht habe und mit Achtsamkeitsaspekten. Daraus entsteht ein schlüssiges und praxistaugliches Gesamtpaket.

Meine Pferde

Benni – 2010

Benni

Benni ist ein Shetlandpony-Wallach.
Ich kenne ihn seit er geboren wurde, das war 1995.
Seit dem begleitet er mich und ich konnte sehr viel von ihm lernen.

Er ist ein typisches Pony. Man muss ihn gut überzeugen, damit er mitmacht.
Mit seinem süßen Gesicht und der Wuschelmähne erobert er nicht nur Kinderherzen.

Shannah – 2021

Shannah

Shannah ist eine Tinker-Stute.
Ich kaufte sie 2016, da war sie gerade mal 1 Jahr alt.

Trotz ihrer Größe und Massigkeit ist sie ein sehr sensibles Pferd. Sie reagiert auf leichteste Signale und ist stets bemüht, alles richtig zu machen.
Ist man nicht voll bei der Sache und lässt die Gedanken schweifen, spiegelt sie das sofort und geht ihrer eigenen Wege.

Der Trainingsort

Die Pferde wohnen auf dem Rittergut Eckersdorf (in 01705 Freital) mit ca. 25 weiteren Pferden und Ponys. Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um ein ehemaliges Rittergut, welches wie ein Drei-Seiten-Hof aufgebaut ist. Es hat den Charme eines Bauernhofes, ist rustikal und ursprünglich.

Für die praktischen Übungen steht ein großer Reitplatz und ein Reitzelt zur Verfügung. Für den theoretischen Teil gibt es einen Seminarraum.

GrayC – Meine Firma

Natural Leadership ist eine Marke der GrayC GmbH.

Was ist denn das für ein Name?

GrayC (sprich: kreɪzɪ ) ist ein Fantasiewort. Entstanden als mein Mann und ich bei einer Flasche Rotwein (oder waren es zwei 😉 ) einen Namen für unser zukünftiges Unternehmen suchten.

Es enthält zwei Aspekte: zum einen Grau und das Wort crazy (englisch für verrückt).

„Grau“ weil wir der Meinung sind, dass es auf der Welt nicht „schwarz“ oder „weiß“ gibt — nicht DIE eine Wahrheit. Es gibt unendlich viele Grau-Schattierungen (andere sagen die Welt ist „bunt“ 😉 ) – verschiedene Sichten auf ein- und dieselbe Sache, verschiedene Interpretationen, unzählige Möglichkeiten.

Und ein bisschen „Crazy“ muss man auch sein, wenn man ein Unternehmen gründen will. Man braucht Mut, um Neues auszuprobieren und damit anders als andere zu sein.
„Crazy“ bedeutet für uns aber auch, über sich selber lachen zu können – sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Frei nach Pippi Langstrumpf: Sei frech und wild und wunderbar.

Möge die Macht mit dir sein

„Du hast ein Machtmotiv!“, sagte der Trainer zu mir in einem Führungskräfteseminar.
Ich protestierte: „Ich habe doch kein Machtmotiv. Ich bin Führungskraft, weil ich etwas gestalten will. Ich will meine Mitarbeiter befähigen, mit ihnen gemeinsam großartige Projekte realisieren und unsere Kunden glücklich machen.“
„Ja, genau“, antwortete der Trainer daraufhin lächelnd.

Er erklärte dann, wie er zu dieser Einschätzung kommt und es war für mich plausibel. Spannend ist aber auch die Frage, warum ich kein Machtmotiv haben wollte? Scheinbar ist das Wort Macht negativ besetzt – warum?

Lasst uns das näher beleuchten:
Das Wort „Macht“ kommt offensichtlich vom Verb „machen“. D.h. etwas tun können, zu etwas in der Lage sein. Insofern ist jeder irgendwie, irgendwo mächtig.
Je nach Kontext und Position kann man mehr oder weniger gestalten/verändern/machen. D.h. die Größe der Macht ist oft an Positionen gekoppelt, z.B. hat ein Geschäftsführer eines Unternehmens mehr (formale) Macht als ein Angestellter.
Sie kann verliehen oder auch vererbt werden. Damit wurde sie nicht verdient und bleibt nur solange bestehen, wie das System aufrecht gehalten wird bzw. weiterhin funktioniert.
Genaugenommen steckt die Macht aber in der Beziehung. Es muss einen geben, der ermächtigt und einen, der die Macht ausübt. Ein wahrhaft Mächtiger strahlt natürliche Autorität aus. Durch seine innere Haltung erhalten seine Handlungen eine überzeugende Wirkung. Dadurch entsteht in den Köpfen, die sich beherrschen lassen, das Gefühl, dass der andere Macht hat.
Es handelt sich dabei um ein Abhängigkeitsverhältnis. Das muss nichts mit Gewalt zu tun haben, im Gegenteil das kann produktiv und wertvoll sein. An den Machthabenden setzt das wiederum eine hohe Verantwortung:

  • Er muss unter Unsicherheit Entscheidungen treffen können.
  • Er muss mit der heutigen Komplexität klar kommen. Dadurch wird Punkt 1 deutlich erschwert.
  • Er muss Verantwortung abgeben können. Seine Untergebenen damit stärken, was wiederum seine Macht erhöht, und die damit verbundenen Unsicherheit aushalten können.
  • Er muss Netzwerke schaffen, die selbstständig handlungsfähig sind. Damit versucht er, sich zunehmend entbehrlich zu machen. Das schafft dann wieder Freiräume bei ihm, sich anderen Themen zu widmen.

Die Ansprüche an einen Machthabenden sind demnach sehr hoch. Das führt dazu, dass nicht jeder Macht (=Verantwortung) haben möchte. Wichtig zu verstehen ist, dass es sich immer um ein Machtpotential handelt. Dieses Potential muss genutzt werden, damit eine Wirksamkeit entsteht. Hat der Machtpotential-Träger keinen Machtanspruch, wird er die Macht nicht ausüben und damit auch keine Veränderung bewirken.
Ist dieses Machtpotential an eine Rolle (z.B. Abteilungsleiter) gekoppelt und die Person erfüllt die Erwartungen nicht, kann das für die Untergebenen sehr frustrierend sein. Auch für den Machtpotential-Träger wird die Führungsaufgabe zunehmend schwerer und fällt ihm zur Last.
Noch schlimmer ist der Machtmissbrauch: Untergebene klein halten, Informationen vorenthalten, aufgrund der Position Vorteile genießen und damit prahlen bis hin zu jemandem seinen Willen aufzwingen und Unterdrückung. Das sind Gründe warum Menschen nicht mit „Macht“ in Verbindung gebracht werden wollen. Es entspricht nicht ihrem Werteverständnis.
Für viele ist wichtig, dass der Stärkere, Klügere, Wortgewandtere, Reichere, … die anderen teilhaben lässt oder sie zumindest „mitnimmt“.
Insgesamt wandelt sich das Thema Macht zunehmend von „Position“ hin zu „Einfluss“. D.h. es ändert sich von „Macht über andere“ hin zu „Einfluss auf andere“. Damit hat potentiell jeder Macht, der seine Ideen in die Tat umsetzt und genügend Menschen von dieser Idee überzeugt. Die vielen Influencer auf Youtube und Instagram zeigen ziemlich deutlich, wie das Prinzip funktioniert.

Doch was bedeutet das in Bezug auf mein Beispiel vom Beginn des Artikels?

  1. Ja, es stimmt, ich habe ein Machtmotiv. Ich möchte gestalten. Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem meine Mitarbeiter wachsen können und wir Wert schöpfend für unsere Kunden arbeiten können. Ich möchte etwas schaffen.
    Das war der Grund, warum ich Führungskraft geworden bin.
    Die Position war mir dabei egal. Allerdings braucht es die formale Macht, ohne die kann ein Unternehmen nicht effizient funktionieren. Ohne formale Macht müsste alles z.B. im Mehrheitsprinzip entschieden werden. Das ist langwierig, es kommt oft nicht die beste Entscheidung dabei heraus und wird ganz schwierig bei unliebsamen Entscheidungen (z.B. Kündigungen).
  2. Das Wort „Macht“ ist aus nachvollziehbaren Gründen negativ besetzt. Darum wollte ich damit auch nicht in Zusammenhang gebracht werden. Da es meinem Werteverständnis widerspricht, andere auszunutzen oder zu benachteiligen.
    Nach der Auseinandersetzung mit dem Thema, finde ich es schade, dass Macht so negativ gesehen wird. Im Gegenteil es ist wichtig, dass Menschen gestalten wollen, dass sie Macht ausüben wollen.
    Ich glaube, mit vielen weiteren positiven Beispielen und dem oben skizzierten Werteverständnis kann sich die Sicht auf Macht ändern.

Macht auszuüben, etwas zu bewirken, stärkt das Selbstbewusstsein. Es entsteht ein positives Gefühl.
Das erlebe ich täglich beim Umgang mit meinen Pferden. Sie befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu mir und ich trage die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Ich muss die Führung übernehmen und ihnen Sicherheit geben.
Im pferdegestützten Coaching können Menschen das Ausüben von Macht im Umgang mit dem Pferd üben. Nur durch Körpersprache ohne Worte kommunizieren sie mit dem Pferd und können dessen Verhalten beeinflussen.
Der Mensch gewinnt an Selbstbewusstsein, da er ein so großes Tier ohne Gewalt steuern kann.
Dem Pferd ist dabei die Position bzw. Stelle, die der Mensch inne hat, egal. Es reagiert allein auf die Präsenz und die Körpersprache des Menschen.
Der Mensch lernt, wie wichtig die innere Haltung, Fokus und Klarheit ist, um Einfluss auf andere zu nehmen. Er beginnt eine natürliche Autorität zu entwickeln, d.h. er kann durch seine innere Haltung und die daraus folgende (nicht bewusst steuerbare) Mikro-Körpersprache seine Wirkung auf andere Menschen verbessern, so dass er in die Führung gehen und somit Macht ausüben kann.
Im Umgang mit anderen Menschen wird er die Sprache ergänzend hinzunehmen, diese wird basierend auf seiner Ausstrahlung eine höhere Wirksamkeit haben.
Hat der Mensch allerdings keinen Führungsanspruch, d.h. er will sein Machtpotential nicht nutzen, dann wird er bei dem Pferd keine Verhaltensänderung bewirken.
In einem meiner Kurse hatte ich einen Mitarbeiter einer Personalabteilung. Er sollte das Pferd durch einen Parcours führen. Das tat er ziemlich lustlos mit wenig Fokus. Das Pferd spiegelte das, schnüffelte hier und da mit der Nase im Sand, schaute in der Gegend rum. Darauf angesprochen, sagte der Mitarbeiter, er hätte keine Lust, das Pferd oder auch Menschen zu führen. Er will nicht die Richtung vorgeben müssen, darum sei er auch keine Führungskraft. Er hatte für sich schon klar erkannt, wo seine Stärken liegen und was er nicht will.
Durch das Verhalten des Pferdes wurde es offensichtlich bestätigt.

Auf zu neuen Ufern

Endlich hat meine Ausbildung zum Systemischen Organisationscoach bei Kindler Coaching begonnen.

In den kommenden 1,5 Jahren werden meine in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrungen eine strukturierte und fundierte Grundlage bekommen.

Schon nach dem ersten Modul zeigte sich, dass sich meine Erwartungen erfüllen werden. Ich bekomme neue Impulse, kann bereits Bekanntes auffrischen und zum Teil in einen neuen Kontext setzen und lerne noch mehr über mich selbst und über Menschen und Systeme im Allgemeinen.

Es wird eine spannende Reise und ich freue mich riesig darauf.